Geschichte der Mainzer Freischützen-Garde

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lagen die Sympathien der Narrhallesen eindeutig auf Seiten der Buren, die im Kampf gegen die Engländer standen. Die damalige Szenerie in der Narrhalla wurde von den Gedanken an die Buren beherrscht. Das wird wohl der auslösende Funke gewesen sein, die „Burengarde“ zum Leben zu erwecken.

Ein fröhlicher Kreis von Männer, die seit Jahren schon beim „Ruderclub Germania Kastel“ aktiv waren, entschlossen sich 1901 die „Burengarde“ zu gründen und als „Buren“ in khakifarbenen Uniformen, Schlapphüten und Patronengürteln beim Rosenmontagszug teilzunehmen. Leider konnte dieses Vorhaben nicht umgesetzt werden, da in diesem Jahr kein Rosenmontagsumzug in Mainz stattfand – aber in Kastel gab es einen Umzug und daran nahm man als Verstärkung der Jokusgarde teil.

1902 wurde der Garde die erste richtige Beurteilung für ihr Auftreten am Rosenmontag zuteil, wobei sie neben der Prinzen- und Ranzengarde besonders herausragte und von seiten des Publikums besondere Ovationen bereitet wurden.

Zwischen 1902 und 1904 wuchs die Garde bereits auf 60 Mann und verfügte auch über ein Musikcorps.

1911 – Ein neuer Name der kommen mußte – die Buren waren nicht mehr aktuell und es waren andere Dinge in den vergangenen Jahren dazugekommen. Durch Bundesschieße und diverse Schützenfeste war der Schießsport populär und man hat auch dem Schießsport gefrönt. Daraus wurde die „Mainzer Freischützen-Garde“ in prunkvollen „schützengrünen“ Uniformen geboren. Nur der standesgemäße Burenhut – Südwester – genannt, blieb erhalten. Als Emblem wurde auch eine Schießscheibe mit gekreuzten Gewehren gewählt – dieses wurde 1975 durch den Fastnachtsbrunnen, dem Mainzer Rad flankiert mit einem Freischütz und einer Marketenderin abgelöst. Die erste kleine Sitzung fand dann 1925 im festen Gardequartier in einem Wirtshaus statt.

1931 feierte die Garde ihr 30jähriges Bestehen. Unter dem neuen Vorsitzenden Wilhelm Hartmann gewann die Garde immer mehr Mitglieder. Gemeinsam mit anderen Garden rückten diese im Jahr 1939 noch einmal für die Fastnacht aus. Während des 2. Weltkrieges ruhten dann die närrischen Aktivitäten; die Gardisten trafen sich jedoch weiterhin in „zivil“.

Nach Ende des zweiten Weltkrieges machte die Mainzer Freischützen-Garde für eine Weile ihrem Namen alle Ehre. Wo die einen Gardisten zum närrischen Feuerwerk einluden, trafen sich die anderen zum Preisschießen mit Kleinkaliber- und Luftgewehr. Später verließen die schießenden Gardisten die Garde und gründeten den „Schützenclub Waidmannsheil“.

Der Neuanfang begann 1949. Auf Kredit besorgten sich die Gardisten Stoffe für einige Uniformen. Noch 1951 marschierte die Garde nur teilweise mit Uniformen ausgestattet beim Rosenmontagszug mit. Der Rest trug gewöhnliche Kleidung. Aber der Grundstein für den Neubeginn war gelegt.

1952 wurde das Trommlercorp ins Leben gerufen. Beim Rosenmontagszug im selben Jahr waren dann erstmals zwei Musikzüge unterwegs.

Die erste Nachkriegssitzung der Garde ging 1954 im „Schlacht und Viehhof“ über die Bühne. In diesem Jahr schickte die Garde auch ihren Fanfarenzug an den Start.

1959 wagte die Garde für die Sitzung mit Damen den Sprung in den kleinen Saal des „Kurfürstlichen Schloßes“. Ein erfolgreicher Sprung wie sich herausstellte. Die Sitzung fand so guten Anklang, daß die Garde auch in den kommenden Jahren zu Spaß und Narretei ins Schloß einlud.

1969 wurde auf Initiative des Sitzungspräsidenten August Lein der „Senat“ mit elf Mitgliedern gegründet.

1976 war wieder ein großes Jahr für die Mainzer Freischützen-Garde – sie feierte ihren 75. Geburtstag. Die traditionelle Gardesitzung fand erstmals im großen Saal des „Kurfürstlichen Schloßes“ statt und war bis auf den letzten Platz ausverkauft. An den Fastnachtstagen marschierten die Freischützen mit zwei Musikzügen durch das närrische Treiben. Sogar ein Motivwagen der die Entwicklung der Garde aufzeigte, war beim Rosenmonagszug dabei.

Die Freischützen-Garde war auch die erste Garde in Mainz, die auch weibliche Mitglieder willkommen hieß. Und bereits 1978 wurden erstmals Damen in den Senat aufgenommen. Eine Entscheidung die sich bis in die Gegenwart bewährt hat.

1991 konnte die MFG noch ihr Ordensfest zur Ausgabe der Orden im Haus der Jugend feiern. Kurz danach wurde die Kampagne wegen des Golfkrieges abgesagt.

1992 konnte auf Drängen der Jugend nach langer Vorarbeit und Abstinenz wieder ein Trommlercorp mit 15 Mitgliedern gegründet werden.

2001 feierte die Garde ihr 100jähriges bestehen. Bereits im November 2000 begann die Jubiläumsfeier mit einer Ausstellung über die Garde im Foyer des Mainzer Rathaus. Zum 100jährigen gab es unter anderem einen Jubiläumsempfang und die Jubiläumssitzung im Kurfürstlichen Schloß zu Mainz.

2002 H.-Rainer Bärwald übernimmt das Amt des Protokolls bei der Gardesitzung der MFG.

2003 gibt Sitzungspräsident Michael Marxen nach 25 Jahren sein Amt ab. Hans-Jürgen Gros übernimmt das Amt des Sitzungspräsidenten.

2004 tritt H.-Rainer Bärwald die Nachfolge von Karl Stark als kommandierender Offizier der Garde an.
Karl Stark führte dier Mainzer Freischützen-Garde 30 Jahre als kommandierender Offizier an.
Für diesen Verdienst wurde Karl Stark beim Offiziersempfang der Garde mit der Verleihung des „Leporellos“ durch die Stadt Mainz geehrt.
Auch der Bund Deutscher Karneval ehrte Karl Stark mit dem goldenen Verdienstorden.

2006 kehrte die Garde zu ihren ursprünglichen Wurzeln zurück. Jedes Jahr im Sommer veranstaltet die MFG ein Gardeschiessen beim „SC Waidmannsheil“.

2008 wurde Frau Marlies Pohl zur Senatssprecherin der Garde gewählt.

2009 nach 23 Jahren gibt Manfred Geißelbrecht sein Amt als 1.Vorsitzender der Mainzer Freischützen-Garde ab. Bei der Jahreshauptversammlung im April 2009 wird H.-Rainer Bärwald zum neuen 1.Vorsitzenden der MFG gewählt. Neuer 2.Vorsitzender wurde Stefan Sisnowski.

2012 in dieser Kampagne feierte die Mainzer Freischützen-Garde ihr 111 jähriges bestehen.
Einer der Höhepunkte in dieser Kampagne war eine Benefizveranstaltung vor dem Mainzer Staatstheater in Zusammenarbeit mit dem Radiosender RPR1.
Der Senat organisierte einen Verkauf von Weck, Worscht und Woi. Der Erlöß ging an die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS).

2014 37 Jahre lang hieß es am 3. Sonntag im Januar:
„Offiziersempfang der MFG im Osteiner Hof am Schillerplatz“
Da dieser aber 2014 zum Verkauf anstand, mußte sich die Garde einen neuen Veranstaltungsort suchen.
2014 fand dann der Offiziersempfang erstmals im „Casino Taubertsberg“ statt.

2015 Matthias Flach übernimmt das Amt des Protokolls von H.-Rainer Bärwald bei der MFG-Gardesitzung.

2016 wurde Stefan Sisnowski zum neuen 1. Vorsitzenden der Mainzer Freischützen-Garde gewählt.
Der Mainzer Rosenmontagszug wurde aus Sicherheitgründen abgesagt.
Grund für die Absage waren drohende Sturmböen bis zur Windstärke 10.
Was aber auch für ein stark überfülltes Feldlager sorgte und der Rosenmontag wurde trotzdem gefeiert.

Heute zählt die Garde 350 Mitglieder, von denen aktiv 250 Mitglieder am Rosenmontagszug marschieren.

Die Uniform der Garde besteht heute aus dem vierfarb befederten und mit Pelz besetzten „Südwester“ – Hut. Die grüne Jacke ist mit rotem Brustbesatz, roten Ärmelstulpen, gelben Kragen und Tressen ausgestattet. Zur männlichen Uniform gehört eine blaue Tressen besetzte Reithose mit schwarzen Stiefel und Koppel. Zur Damenuniform gehört ein blauer Tressen besetzter Rock und weiße Stiefel. Zu den Offiziersuniformen gehört noch ein mit Pelz besetztes Cape.